Wer war Maria Montessori? Und was zeichnet ihre Pädagogik eigentlich aus? Hier erfahren Sie alles über die Montessori Schulen.
Montessori Schulen erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Über 400 private Schulen unterrichten alleine in Deutschland nach der Montessoripädagogik. Damit vertreten sie eine der wichtigsten pädagogischen Ausrichtungen deutscher Privatschulen. Wir haben uns näher mit Maria Montessori und dem nach ihr benannten Bildungskonzept befasst:
Montessori Schulen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie den Kindern keinen festen Stundenplan vorsetzen. Stattdessen darf jeder Schüler im größtmöglichen Rahmen bestimmen, was er zu welchem Zeitpunkt lernen möchte. Diese Methode hält die Motivationen der Lernenden aufrecht und schult die Selbstständigkeit der Schüler. Kinder werden auf Montessori Schulen altersunabhängig in gemeinsamen Klassen unterrichtet. So lernen sie, sich gegenseitig zu unterstützen.
Maria Montessori ist die Gründerin der Montessori Pädagogik. Sie wurde am 31.08.1870 in Chiaravalle geboren und verstarb am 06.05.1952. Bekannt wurde Montessori als Ärztin, Philosophin, Philantrophin und vor allem Reformpädagogin. Bereits nach ihrem Schulabschluss strebte die ehrgeizige Frau ein Medizinstudium an, was ihr anfangs jedoch nicht ermöglicht wurde. Denn zur damaligen Zeit durften ausschließlich Männer Medizin studieren. Also widmete sich Montessori zunächst dem Studium der Naturwissenschaften. Nach dem sie dieses Studium erfolgreich abschloss, wurde ihr das Medizinstudium letztlich doch gewährt. Viele glauben, Montessori wäre die erste Frau, welche in Italien promovierte. Das ist allerdings nicht der Fall.
Während ihrer letzten beiden Studienjahre arbeitete Montessori in einer psychiatrischen Klinik in Rom und nahm anschließend eine Tätigkeit als Assistenzärztin in einer Kinderpsychiatrie auf. Durch die Erfahrungen, welche Montessori in dieser Zeit sammeln konnte, entwickelte sich Ihre Überzeugung, dass benachteiligte Kinder nicht nur medizinisch, sondern vor allem pädagogisch betreut werden müssten. Aus diesem Gedanken wuchs die spätere Montessoripädagogik.
1907 wurde die Montessoripädagogik erstmals angewandt. Maria Montessori gründete in einem römischen Armenviertel das erste Kinderhaus der Region. Dort wurden vernachlässigte Kinder aufgenommen und lernten durch Montessoris Konzept in kürzester Zeit lesen und rechnen. Die Erfolge in Rom führten 1919 zum ersten deutschen Montessori- Kinderhaus, welches in Thüringen begründet wurde. Bereits 1924 folgte das zweite deutsche Kinderhaus unter dem Montessorikonzept in Berlin. Auch andere Länder folgten Montessoris Ansätzen und gründeten währenddessen in ihrem Namen Kinderhäuser und Schulen. Nach wie vor erfreut sich die Montessoripädagogik wachsender Beliebtheit und ist bereits mit über 400 Schulen in Deutschland vertreten.
Viele Befürworter betrachten die Montessoripädagogik nicht nur als reines Bildungskonzept, sondern sehen sie als eine Philosophie an. Das Kind als eigenständiges Wesen mit individuellen Bedürfnissen stellt den Grundgedanken des erzieherischen Ansatzes dar. Montessori war der Überzeugung, dass Strafen ebenso schädlich für ein Kind sind, wie Belohnungen, da dies die freie Entscheidung beeinflusst. Laut Montessori ist es aber gar nicht notwendig, Kinder in ihren Entscheidungen zu beeinflussen. Denn es läge bereits in der Natur eines Kindes, den erwachsenen Vorbildern nachzueifern. Demnach wird es von sich aus bereits lernen wollen und es besteht kein Anlass, einen festen Lehrplan zu geben, oder Vorschriften beim Lernen zu machen.
Das Ziel ist, Kinder dabei zu unterstützen, die Dinge zu lernen, die es selbst gerade für relevant hält. Und zwar auf dem Weg, welcher dem jeweiligen Schüler am sympathischsten ist. In diesem Sinne wird auf Montessori Schulen Wert daraufgelegt, dass die Lehrer jeden Schüler einzeln wahrnehmen und entsprechend fördern. Aber auch untereinander sollen Kinder die Möglichkeit bekommen, sich zu unterstützen. Aus diesem Grund gibt es in den Klassen der Montessori Schulen keine Altersunterteilung. Die älteren Kinder können den jüngeren helfen und dadurch ihre Sozialkompetenz und Selbstständigkeit schulen.
Natürlich sind Montessori Schulen (wie alle anderen Privatschulen auch) dazu verpflichtet, ihre Schüler auf die gängigen Abschlüsse vorzubereiten. Wenn ein Kind sich nun nicht für Mathematik interessiert, ist es die Aufgabe der Lehrenden dieses Interesse zu wecken. Das tun die Pädagogen aber nicht, indem sie den Schülern vorschreiben: „Jetzt wird Mathe gemacht.“ Viel mehr werden sie versuchen, den Schüler von den Vorteilen der Mathematik zu überzeugen.
Laut der Montessoripädagogik besteht der Entwicklungsprozess eines Kindes aus drei Phasen:
Montessori Schulen legen Wert darauf, das Kind weitestgehend selbstständig lernen zu lassen. Deshalb sind sie darauf ausgelegt, ihren Schülern eine ideale Bedingung dafür zu schaffen. Die Arbeitsmaterialien sind nach Altersgruppen getrennt und für die entsprechenden Kinder frei zugänglich. Die Schüler dürfen frei bestimmen, wann sie womit arbeiten möchten. Allerdings sind Arbeitsgegenstände in einer Montessori Schule meist nur einmal pro Klassenraum verfügbar. Dadurch werden die Kinder angehalten zu teilen und Rücksichtnahme zu lernen. Im Vergleich zu öffentlichen Schulen gibt es meist mehr unterschiedliche Geräte mit denen die Kinder lernen können.
Sämtliche Möbel der Montessori Schulen sind in der Regel außerdem auf die Größe der Kinder ausgelegt. Schließlich sollen sie sich beim Lernen, Spielen und Basteln frei bewegen können. Die Innen- und Außenbereiche der Montessori Schulen sind fast immer sehr ansprechend gestaltet. Denn die Pädagogen der Montessori Schulen sind sich sicher: Ein Kind kann sich nur dann frei entfalten, wenn es sich wohl fühlt
In der Regel kann jeder gängige Schulabschluss über eine Montessori Schule eingeholt werden. Da Montessori Schulen allerdings meist staatlich genehmigt sind, müssen die Schüler ihre Abschlussprüfungen an einer öffentlichen Schule absolvieren. Dort schreiben sie die gleichen Prüfungen, wie die hiesigen Schüler.
Neben ihrem Schulabschluss absolvieren Montessori Schüler zum Ende der neunten Klasse außerdem ihren Montessori Abschluss. Dieser besteht in einer großen praktischen Arbeit, die sowohl Theorie, als auch Praxis beinhaltet. Im Anschluss an die Arbeit stellt der Prüfling diese einem großen Publikum vor.
In der Regel fallen für den Besuch einer Montessori Schule Kosten zwischen 200,00 € und 500,00 € an. Diesen Betrag können Eltern mittels verschiedener Förderungen im Zweifelsfalle finanzierbar machen.
Viele Montessori Schulen leben außerdem das Solidarprinzip. Das bedeutet, dass die Höhe des Schulgeldes abhängig von dem Einkommen der Eltern ist. Finanziell benachteiligte Familien zahlen hier weniger, als besser aufgestellte. Hintergrund dieses Prinzips ist es, den Besuch einer Privatschule für jeden finanzierbar zu machen- So wie es das Grundgesetz eigentlich vorsieht.
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Montessori Dachverband Deutschland
Wikipedia